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Bist du ein Cycle Breaker?

Aktualisiert: 20. Feb.


Cycle Breakerin sieht in die Ferne -

Bist du ein Cycle Breaker?

Vor einiger Zeit ist mir der Begriff „Cycle Breaker“ untergekommen. Bei näherer Recherche habe ich festgestellt, dass der Begriff im deutschsprachigen Raum bisher nur zögerlich angekommen ist – allerdings trifft er die Beschreibung einer bestimmten Personengruppe sehr gut und ich habe mich deutlich in der Definition wiedergefunden. Wer mich kennt der weiß, dass ich starre Schubladen und Kategorisierungen überhaupt nicht mag – dennoch finde ich bestimmte Definitionen oder Prinzipien sehr hilfreich und ich profitierte in diesem Fall sehr davon, da sie mir ein tiefes Gefühl von Verstanden werden und Zugehörigkeit beschert hat.. Vielleicht ja auch für dich?

Bist du vielleicht auch ein Cycle Breaker? Eine mutige Seele, die beschlossen hat, alte, destruktive Kreisläufe zu durchbrechen und eine neue, liebevollere Basis für uns und alle, die nach uns kommen, zu schaffen?


Erkennst du dich vielleicht wieder?

Cycle Breaker sind Menschen, die sich bewusst entschieden haben, schädliche Verhaltensmuster, die über Generationen weitergegeben wurden, zu durchbrechen. Sie haben erkannt, dass Vieles, was sie selbst an Mustern und Prägungen vermittelt bekommen haben, nicht das ist, was sie an ihre eigenen Kinder weitergeben möchten und sich für ihr Leben wünschen.

Dabei ist das Feld der Prägungen sehr weit zu fassen, denn man selbst muss nicht unbedingt tief traumatisiert worden sein, um zu beschließen, dass man seinen Kindern diese Erfahrungen ersparen möchte. Ich persönlich denke, dass in der Herkunftsfamilie der heutigen Elterngeneration - natürlich abhängig davon, zu welcher Zeit die eigenen Eltern groß wurden - zahlreiche Traumatisierungen und schwere, nicht dienliche Prägungen stattgefunden haben, die als solche nicht erkannt, geschweige denn verarbeitet wurden. Im Gegenteil – sie wurden und werden noch heute ins Lächerliche gezogen, verschwiegen oder bagatellisiert.

Kriege und schwere einschneidende Erlebnisse, sogenannte Schocktraumata, sind bei vielen unserer Familien nicht länger als zwei Generationen her. Diese Erlebnisse stecken tief und werden – das ist wissenschaftlich mehrfach bewiesen – an die nächsten Generationen in Form von Prägungen, Sabotagemustern oder bestimmten Verhaltensweisen weitergegeben.


Wir dürfen uns daher bewusst machen, welches Erbe wir dadurch möglicherweise erhalten haben, was sich nicht als Trauma in uns zeigt, aber vielleicht in nicht dienlichen Verhaltensmustern oder inneren Prägungen, die wir durch das unbewusst weitergegebene Trauma unserer Eltern oder Großeltern erhalten haben.


Eine Klarstellung...

Zwei Aspekte sind mir hier wichtig klarzustellen:1. Der Traumabegriff:Ich gehe hier und in meiner Definition der Cycle Breaker nicht zwingend davon aus, dass man direkt von Schocktraumata, wie Kriege oder körperliche und seelische Verletzung betroffen sein muss, um ein Cycle Breaker zu sein. Denn neben Schocktraumata gibt es auch den Begriff Entwicklungstraumata. Er umfasst Erlebnisse, Prägungen und Erfahrungen, bei dem ein Kind nicht die Unterstützung durch Erwachsene erhalten hat, die es in diesen Momenten bzw. Phasen dringend für seine gesunde Entwicklung gebraucht hätte. Beispielsweise Eltern, die das Kind in seiner Angst ernst nehmen, da sind und die Angst nicht herunterspielen – oder es trösten und auffangen, anstatt zu schimpfen oder sich darüber lustig machen. Hier lautet das Stichwort emotionale Verfügbarkeit. Wenn Eltern gelernt haben, ihre Emotionen nicht zuzulassen, sondern zu deckeln, können sie für ihre Kinder dementsprechend nicht emotional verfügbar sein und ihre Kinder in ihren Emotionen auffangen. Meistens können Eltern dann nicht angemessen reagieren, sondern sind durch das Verhalten des Kindes „getriggert“ und reagieren dann abwertend, abweisend oder aggressiv. Kinder benötigen allerdings ganz dringend einen Erwachsenen bei der Regulation ihrer Emotionen, da sie den Umgang damit ja erst lernen und darin sicher begleitet werden sollten. Bekommen sie diese Unterstützung nicht, erhalten sie einen großen Rucksack an unverarbeiteten Emotionen und Erfahrungen, den sie

-       entweder ein Leben lang mit sich herumschleppen, um dann festzustellen, dass sie ihren Eltern immer ähnlicher werden

oder

-       anfangen aufzuräumen, nachzufühlen und ihn erleichtern, sodass sie selbst und ihre Kinder wiederum mit leichterem Gepäck reisen können.

 

Letztere werden dann also zu Cycle Breakern.

Wenn ich hier Cycle Breaker anspreche und begleite, dann meine ich Menschen, die von den vorhergehenden Generationen - möglicherweise durch Entwicklungstraumata oder durch Traumafolgen der vorhergehenden Generation – meist unbewusst ungünstig geprägt wurden. Ich meine damit NICHT Personen, die selbst schwer traumatisiert wurden.

2. Anprangern und Verurteilung der älteren Generation:Mir liegt es fern, die älteren Generationen für ihr Verhalten zu verurteilen oder anzuprangern. Darum geht es hier definitiv nicht. Ich bin davon überzeugt, dass es die betroffenen Personen schwer genug in ihrem Leben hatten, als dass man nun – gegen Ende ihres Lebens – noch hinterhertreten sollte. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Eltern in der Regel zu jeder Zeit ihr Bestmögliches für ihre Kinder tun. Und einige konnten es einfach nicht besser. Das soll wiederum keine Entschuldigung sein, sondern eine Einladung, um den eigenen inneren Frieden zu finden und die Vergangenheit heilen zu lassen. Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern – nur wie wir mit ihr umgehen, das lässt sich ändern.Hier ist eine große Portion Empathie, Mitgefühl, Verständnis und Vergebung – für sich selbst und für die anderen – nötig, um anzuerkennen und zu sehen, in welchen Umständen, in welchen Zeiten und mit welchem Gepäck die Eltern oder Großeltern selbst groß geworden sind oder ihre Kinder aufgezogen haben.

Vergebung ist ein Akt der Selbstliebe.

 

Also halten wir fest: viele Mitglieder unserer jetzigen Elterngeneration sind mit nicht dienlichen Prägungen aus ihrer Kindheit konfrontiert, während sie sich für sich selbst und ihre Kinder ein emotional unbelastetes und frei entfaltetes Leben wünschen.


Und hier wird die Herausforderung schon spürbar…


Besondere Herausforderungen von Cycle Breaker Eltern

Cycle Breaker Eltern haben es sich zur Mission gemacht, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre Kinder bestmöglich präsent, emotional verfügbar und liebevoll zu begleiten, damit sie sich frei entfalten können – während sie mit den eigenen Erfahrungen der Kindheit sowie eventuell auch mit den Einflüssen und Erwartungen der älteren Generation konfrontiert werden.

Damit zeigt sich, dass es eine sehr ehrenvolle Mission ist, aber auch zu eine der herausforderndsten Aufgaben gehört, die man sich vorstellen kann. Vielleicht erkennst du dich in den folgenden Struggles wieder:


  1. Mama- oder Papa-werden hat es in sich

    Die Geburt eines Kindes hat zwangsläufig zur Folge, dass du mit deiner eigenen Kindheit wieder näher in Berührung kommst – so meine persönliche Erfahrung. Das Mama- oder Papa-werden wirft nochmal ein neues Licht auf die eigene Kindheit, bringt Erinnerungen zu Tage und führt unweigerlich dazu, dass dir deine alten Verletzungen durch das Verhalten deiner Kinder aufgezeigt werden.


  2. Der tägliche Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart Du bist nicht nur Elternteil, sondern auch ein Mensch, der seine eigene Geschichte in sich trägt. Vielleicht waren deine Eltern sehr streng, oder dir fehlte die emotionale Unterstützung, die du jetzt deinen eigenen Kindern geben möchtest. Es ist ein ständiger Balanceakt, einerseits deinen Kindern das zu geben, was du selbst vermisst hast, und dich andererseits aus deinen Prägungen herauszulösen und deine eigenen Wunden heilen zu lassen.


  3. Konflikte mit der älteren Generation Wie oft hast du schon Sätze gehört wie: „Dir hat es doch auch nicht geschadet?!“ oder „Du bist zu wenig konsequent, das Kind tanzt dir auf der Nase herum!“? Der Umgang mit den Großeltern, die noch in traditionellen Erziehungsmethoden denken, kann anstrengend sein – besonders, wenn du klare Grenzen setzen möchtest, ohne die Beziehung zu belasten.


  4. Trigger durch das Verhalten der Kinder Kinder können manchmal alte Wunden berühren, von denen du dachtest, sie seien längst verheilt. Ein trotziges „Nein!“ oder das Wutgeschrei deines Kindes können Erinnerungen an eigene schmerzhafte Erfahrungen aus der Kindheit wachrufen. Das führt manchmal wiederum dazu, dass du genau so reagierst, wie du dir geschworen hast nie zu reagieren.


  5. Immer wiederkehrende Muster

    Du hast schon viel gelöst, geheilt und integriert, die von Prägungen und Mustern befreit, bist neue Wege gegangen, die dir mehr entsprechen und hast dich weiterentwickelt hin zu einem Leben, in dem du das Steuer in der Hand hältst und dennoch kommt es immer wieder vor, dass du dich in Situationen wiederfindest, die du eigentlich endlich überwinden möchtest. Das alte Muster hat wieder zugeschlagen.

    Deine alten Geschichten a la „Du bist nicht gut genug.“, „Wer glaubst du, wer du bist?“, „Du bist ein Träumer!“, „Arbeit macht keinen Spaß und das Leben ist auch nicht leicht.“ haben dir wieder ein Bein gestellt. Egal wie weit wir schon sind, gefühlt tauchen immer wieder alte Geschichten auf. Das Zwiebelmuster schlägt zu – Heilung in Schichten.


Der Traum von einem lebendigen und liebevollen Leben

So herausfordernd der Weg auch sein mag – oder genau deshalb: die meisten Cycle Breaker haben eine klare Vision vor Augen, nach der sie ihr Leben ausrichten wollen.

Sie wünschen sich:


  1. Eine liebevolle Eltern-Kind-Beziehung

    Du wünschst dir, dass deine Kinder dich als vertrauensvolle Begleitung wahrnehmen, die ihnen Raum gibt, sie selbst zu sein – frei von Angst, Druck oder Ablehnung.


  2. Emotionale Freiheit für die nächste Generation

    Dein größter Wunsch ist, dass deine Kinder nicht dieselben emotionalen Kämpfe durchleben müssen wie du. Stattdessen möchtest du ihnen einen Start ins Leben ermöglichen, der von Sicherheit, Respekt und Authentizität geprägt ist.


  3. Persönliches Wachstum

    Auch für dich selbst wünschst du dir Heilung und inneren Frieden. Du möchtest alte Wunden integrieren und eine Balance finden, die dir erlaubt, aus der Fülle zu leben – nicht aus einem Mangel heraus. Dafür möchtest du deine innere Arbeit tun: um dich und deine Kinder emotional zu befreien.


  4. Eine größere Bewegung

    Du bist Teil einer Veränderung, die weit über deine eigene Familie hinausgeht. Du träumst von einer Welt, in der Kinder in Liebe und Respekt aufwachsen, wo autoritäre Strukturen durch Kommunikation auf Augenhöhe ersetzt werden.


  5. Sinnerfüllt wirken

    Du möchtest dir ein Leben und Wirken erlauben, das dir und deinem inneren Wesenskern entspricht und einen Unterschied auf dieser Welt bewirkt – jenseits deiner alten Geschichten.



Hast du dich wiedererkannt?

Lass mich dir sagen: du bist nicht allein, denn es gibt unzählige Menschen, die mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben und gleichzeitig die große Sehnsucht in sich tragen, diese Kreisläufe zu durchbrechen. Und gleichzeitig darfst du dir bewusst machen, welch großer Beitrag du für deine Kinder und die ganze Welt bist. Auch wenn der Weg oft steinig ist, vergiss nie, wie wichtig dein Beitrag ist – nicht nur für deine Kinder, sondern auch für zukünftige Generationen und im Übrigen auch für die vorangegangenen Generationen!


Vergiss nicht dich immer wieder mit deinem Warum, deinem Sinn und deiner Vision zu verbinden. Und stell dir vor, wie sich dein Einsatz auszahlt:

Vor deinen Kindern liegt eine Zukunft, in der sie mit einem stabilen emotionalen Fundament in die Welt gehen. Eine Zukunft, in der toxische Muster von gestern keinen Platz mehr haben. Sie sind stark für die Zukunft.


Wie kannst du dich selbst auf diesem Weg unterstützen?

Hier sind 4 Tipps, wie du dich als Cycle Breaker selbst gut führen kannst:


  • Die Magie der Verbundenheit: Du bist nicht allein, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Eine unterstützende Community mit Gleichgesinnten gibt Sicherheit und trägt dich durch schwierige Phasen.  

  • Innere Arbeit: Nutze Coaching, Therapie oder Workshops, um alte Wunden zu bearbeiten und deinen inneren Frieden zu finden.

    Denn: Vergebung ist ein Akt der Selbstliebe. Es lohnt sich.

  • Nimm‘ Zeit für dich: Es ist regelmäßig notwendig, innezuhalten, Kraft zu tanken und Raum für deine eigenen Träume und Wünsche zu schaffen. Wenn du auf deine Energie achtest, kannst du am besten für deine Kinder da sein.


  • Und last but not least: Erlaube dir so zu sein wie du bist, an deine Träume zu glauben und deine Vision zu verfolgen. Es ist nichts geringeres als deine Pflicht, dich zu l(i)eben, wie du gemeint bist.



Was wäre, wenn all deine Herausforderungen im Grunde der Schlüssel zu deinem inneren Schatz sind? Wenn aus Wunden Wunder entstehen würden?

Mach dich auf die Reise zurück zu dir. Für dich, für deine Kinder und für die Welt, von der wir alle träumen. Let’s go.

 


Bildnachweis: pixdeluxe iStock-ID: 468906855

 
 
 

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